Prinz Max zu Wied

Leben und Werk

Begleitschrift zur Ausstellung im Landschaftsmuseum Hachenburg 1994

David Dreidoppel

begleitete den Prinzen Maximilian sowohl nach Brasilien als auch durch Nordamerika. Seine Funktion beschreibt Wied in einem Brief an Prof. Schinz (1830) mit "Ausstopfer". Wie die Reiseberichte jedoch zeigen, hat der wackere Hofjäger sehr viel mehr geleistet als die Routinearbeit des Präparators oder die erfolgreiche Jagd in fremden Gefilden. So war er in den Vereinigten Staaten gelegentlich eigenverantwortlich unterwegs zum Transport des Sammelgutes, was ohne systematisch erworbene Sprachkenntnisse sicher nicht leicht gewesen ist. Unterwegs zitiert Maximilian manchmal ornithologische Beobachtungen, die Dreidoppel ihm zuverlässig mitgeteilt hatte.

Bild: David Dreidoppel
Hofjäger David Dreidoppel.

Dreidoppel ist durch zwei Bildnisse bekannt, die in der Ausstellung gezeigt werden. Ein Gemälde zeigt ihn mit Maximilian auf der Jagd im Westerwald. Bekannter ist die Vignette der Nordamerika-Reise, wo die Reisegruppe vor Fort Clark zu sehen ist. Dreidoppel steht hinter dem Prinzen und dem Maler Bodmer und schaut zwischen beiden hindurch.

Von dem wiedischen Hofgärtner Christian Simonis, der lediglich die Brasilienreise begleitet hat, ist dagegen nur ein weniger aufschlußreiches Bildnis bekannt, nämlich ein Aquarell Maximilians, das den handschriftlichen Vermerk trägt: Quäcke schieszt unter Simonis Anleitung, den grossen Schmetterling . Im Januar 1817. (Quäck ist der Botokude, den Wied Monate später aus Brasilien nach Deutschland nachkommen ließ. Er lebte in Neuwied vom Februar 1818 bis zu seinem tragischen Unfalltod im Winter 1833.)

Überhaupt fällt auf, wie oft Dreidoppel in den Büchern des Prinzen erwähnt wird. Auch wenn dies meist nebenbei geschieht, lassen die Zusammenhänge ahnen, wie unentbehrlich dieser tüchtige Mann bei den damaligen Reiseumständen gewesen sein muß. Zeitweise war der Jäger buchstäblich an vorderster Front, wenn es etwa um die Bedrohung durch kriegerische Indianerstämme ging.

Dreidoppel stammte aus einer alten protestantischen Pfarrersfamilie. Einer seiner Vorfahren, Johann Dreidoppel, war 1567 einer der ersten protestantischen Pfarrer in der Grafschaft Sayn. Er versah den Pfarrdienst nacheinander in Almersbach, Höchstenbach und Hachenburg. Da die vielen Subventionen, die der katholische Klerus genossen hatte, durch die Reformation versiegt waren, mußte Dreidoppel sich auf heute ungewöhnlich wirkende Weise ernähren, indem er sich aus Kirchengut bediente. Um 1577 starb er in Altstadt an Entkräftung und Hunger.

In Roßbach wirkte 1590 ein Paulus Dreidoppel als Pfarrer. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begegnet uns ein Pfarrer Dreidoppel in Flammersfeld. Bemerkenswert ist, daß 1734 in diesem Kirchspiel und im Banne Maxsain eine regelrechte Auswanderungswelle nach Amerika einsetzte, die nachhaltig von protestantischen Geistlichen gefördert wurde, um die "babylonische Gefangenschaft" ihrer Seelen zu beenden. Der Westerwald verlor dadurch fast zehn Prozent seiner Bewohner. Deshalb trat 1767 in der Grafschaft Sayn ein entsprechendes Verbot in Kraft.

Danach verschwindet der Name in der Grafschaft Sayn. Die Familie hatte offenbar in der Nachbargrafschaft Wied Wurzel fassen können.

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