Prinz Max zu Wied

Leben und Werk

Begleitschrift zur Ausstellung im Landschaftsmuseum Hachenburg 1994

Nachleben

Die Nachwelt erkennt in ihm einen klaren und ungewöhnlich disziplinierten wissenschaftlichen Denker, der durch die Wirren seines Jahrhunderts als wacher, aufgeschlossener und unbestechlicher Beobachter, persönlich davon aber merkwürdig unberührt schritt, seiner Wissenschaft verschworen, eine glückliche Synthese zwischen Forscher und Weltmann. (Karl Viktor Prinz zu Wied, in: Röder Trimborn S. 28)

Zum alleinigen Erben hatte Maximilian seinen Großneffen Wilhelm Fürst zu Wied (1845-1907) testamentarisch bestimmt, der damals allerdings noch nicht volljährig war, so daß dessen Mutter Maria geb. Prinzessin von Nassau (1825-1902) wohl gewisse Mitspracherechte hatte.

Sein Arbeitszimmer beließ man Jahrzehnte unverändert und unbenutzt bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts. Ebenso blieben die Sammlungen vorerst unangetastet.

Wohl hatte Maximilian schon 1844 aus seiner indianischen Sammlung 38 Objekte an die Königlich Preußische Kunstkammer abgegeben, wovon noch 32 in Berlin sind. Anläßlich des 24. Internationalen Amerikanistenkongresses 1904 wurde die in Neuwied verbliebene völkerkundliche Sammlung aus etwa 100 Stücken durch Karl Graf von Linden (1838-1910) nach Stuttgart geschafft, um restauriert und für längere Zeit im ethnographischen Museum ausgestellt zu werden. (n. Schulze-Thulin S. 11 ) Davon sind noch 86 Einzelstücke vorhanden.

Vieles hat Wied bereits zu Lebzeiten weitergegeben: In dem berühmten anthropologischen Kabinett des Herrn Ritter Blumenbach zu Göttingen habe ich den Schädel eines jungen zwanzig- bis dreißigjährigen Botokuden niedergelegt, der eine osteologische Merkwürdigkeit aufweist, notiert Wied in der "Reise nach Brasilien" (1820/21).

Das Naturalienkabinett, das sich bereits zu Lebzeiten Maximilians durch Kauf und Tausch in ständigem Umbau befand, ging ebenfalls 1904 nach auswärts und befindet sich heute in Museen in New York, Berlin, Göttingen und Wiesbaden.

Etwa 3000 Bände der Bibliothek schenkten die Erben 1867 der Universität Bonn, etwa 400 Bände dem örtlichen Naturhistorischen Verein zu Neuwied. Mehr als 1000 Bände und der gesamte handschriftliche Nachlaß blieben bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts fast unbeachtet in Neuwied. Es ist bleibendes Verdienst des Koblenzer Archivdirektors Josef Röder (1914-1975), den Wert der Hinterlassenschaft erkannt und publizistisch gewürdigt zu haben. Einzelne Bücher waren allerdings zwischenzeitlich an unbekannt verschenkt worden. Um 1960 wurde der gesamte überseeische Nachlaß in die USA verkauft. Die Nordamerika betreffenden Stücke befinden sich heute samt 400 Zeichnungen von Karl Bodmer im Joslyn Art Museum in Omaha/Nebraska. Etwa 300 Handzeichnungen, 76 Bücher, Aufzeichnungen, Manuskripte und Briefe, die im Zusammenhang zur Brasilienreise stehen, lagerten zunächst bei einem New Yorker Antiquar, bis sie Anfang der siebziger Jahre von der Brasilien-Bibliothek der Robert-Bosch-Stiftung angekauft wurden, die ihre Edition betreibt.

Obwohl Prinz Maximilian ... zu den großen deutschen Forschungsreisenden in der Nachfolge Alexander von Humboldts gehört, gerieten er und seine Forschungsreise ... nach Brasilien ... nach seinem Tod fast in Vergessenheit. Etwas anderes war es mit seiner zweiten Reise ... in das "Innere Nord-America"... Hier waren es aber hauptsächlich die Indianer-Zeichnungen seines Begleiters ... Carl Bodmer, die das Interesse daran wach hielten. (Brasiliana S. 70)

Die Bodmer-Bilder haben nachhaltig das Indianer-Bild in Europa bestimmt und sind oft kopiert worden. Sie schmücken Kunstbände ebenso wie billige Souvenirs und Gebrauchsgegenstände.

In Göttingen wurde erstmals posthum ein Gedächtnis für Prinz Maximilian gestiftet. Während seiner Studienzeit ( 1811/12) wohnte der Prinz bei der Witwe Henriette Luise Köhler geb. Dieterich in der Prinzenstraße 2. An dem Gebäude, das später die Hildesheimer Bank übernahm, wurde auf Vorschlag der Philosophischen Fakultät im Jahre 1907 eine Gedenktafel angebracht. Als an dessen Stelle der Neubau entstand (1912), in dem sich heute die Commerzbank befindet, ersetzte man ( 1913) die alte Tafel durch die jetzige, auf der noch weitere ehemalige Bewohner adligen Geblüts erwähnt werden, darunter Maximilian II., König von Bayern.

Hoch über dem Missouri südlich von Omaha steht ein von deutschstämmigen Amerikanern gestifteter Gedenkstein mit Seitenportrait des Prinzen in Halbrelief. In Neuwied tragen eine Straße und eine Realschule seinen Namen. Vor dem Schloßtheater bilden die vollplastischen Figuren von Maximilian, Bodmer und Matotope das moderne Brunnendenkmal. Beim wiedischen Hof Schönerlen am Hausweiher inmitten der Westerwälder Seenplatte wurde 1992 mit der Einrichtung einer Gedenkstätte für den Naturforscher begonnen.

Zum 125. Todestag gab die fürstliche Familie Gedenkmünzen heraus. Die Deutsche Bundespost fertigte einen Sonderstempel an.

Auf Anregung von Josef Röder kam es nach dem Krieg zu Ausstellungen in Brasilien. Die Museen in Nordamerika heben bei der Dokumentation der Geschichte des "Wilden Westens" die Leistungen von Prinz Maximilian unübersehbar hervor (bes. St. Louis, Omaha, Pierre, Bismarck). Seit 1982 fanden auch in Deutschland Ausstellungen meist mit völkerkundlichem Schwerpunkt statt (Berlin, Stuttgart, Koblenz, Neuwied, Bonn, Westerburg). Wissenschaftliche Veranstaltungen (Montabaur, Wien, Koblenz, Neuwied) brachten entsprechende Beiträge. Eine Fülle von Veröffentlichungen in Fachorganen, Magazinen und Zeitungen sorgten für eine Rückbesinnung auf Leben und Werk Maximilians.

Bild: Malvengewächs
Goethea cauliflora.

In den Gewächshäusern des Botanischen Gartens zu Bonn erblüht noch immer die Goethea cauliflora, ein tropisches Malvengewächs, dessen Sämereien der Prinz einst aus Brasilien an den Rhein brachte. In ihrem Leben bleibt Maximilian Prinz zu Wied uns nah.

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