Prinz Max zu Wied

Leben und Werk

Begleitschrift zur Ausstellung im Landschaftsmuseum Hachenburg 1994

Faunistik im Westerwald und am Mittelrhein

Die Erträge seiner Forschungsreisen begründeten den hohen wissenschaftlichen Ruf, den Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied als Zoologe und Völkerkundler schon bei Zeitgenossen besaß. Es verdient jedoch zumindest im regionalen Umfeld in Erinnerung gehalten zu werden, daß der Prinz als einer der ersten umfangreiche Angaben zur Fauna (Tierwelt) des Westerwaldes und des Mittelrheingebietes gesammelt hat. Die Ergebnisse seiner langjährigen Erfahrungen hat er jedoch - aus bis heute nicht bekannten Gründen - nicht selbst veröffentlicht, sondern ganz uneigennützig anderen Autoren überlassen.

Der Apotheker Franz Peter Brahts (1802-1872), zwischen 1832-1836 und seit 1838 endgültig in Neuwied ansässig, veröffentlichte 1853 eine "Vogel-Fauna von Neuwied". In seiner für die damalige Zeit vorbildlichen Obersicht beruft er sich bei 85 Vogelarten auf Angaben des Prinzen, die dieser in einem Manuskript zur Verfügung gestellt hatte.

In gleicher Weise kann August Römer (1825-1899), als Präparator und Konservator am Museum Wiesbaden tätig, von Nachrichten profitieren, die ihm Prinz Max für ein "Verzeichniß der im Herzogthum Nassau, insbesondere in der Umgegend von Wiesbaden vorkommenden Säugethiere und Vögel" (1863) zukommen ließ. Der Prinz wird hier für 7 Säugetierarten und 29 Vogelarten als Gewährsmann zitiert.

Vor allem Maximilians Angaben zu insgesamt 96 Vogelarten in den beiden Werken stellen eine wahre Fundgrube dar, wenn man ein Bild gewinnen will von der Tierwelt des hiesigen Raumes in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. So ist z. B. nur durch den Prinzen das historische Brutvorkommen des Weißstorches im Raum Neuwied oder das ehemalige Brüten von Schwarzstorch und Auerhuhn im Seeburger Forst verbürgt. Besonders intensiv bemühte er sich um Beobachtungen zum Vorkommen und zur Biologie des Schlangenadlers, damals regelmäßiger Brutvogel in den Wäldern am Westabhang des Westerwaldes zum Rheintal hin.

Vogel - Fauna von Neuwied

Von

F. P. Brahts.


Vorbemerkung

Nachstehendes Verzeichniss enthält alle diejenigen Vögel, welche ich während eines fast, zwanzigjährigen Zeitraumes entweder selbst beobachtet und gesammelt habe, oder deren Vorhandensein mir aus sicheren Nachrichten bekannt geworden ist. Namentlich habe ich mich, was letzteres betrifft, auf ein Manuscript bezogen, welches mir von Sr. Durchlaucht dem Prinzen M a x  z u  W i e d gütigst zu diesem Zwecke überlassen worden ist , und alles hieraus Geschöpfte gewissenhaft mit Pr. M. z. W. bezeichnet.

Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied als Gewährsmann zur Fauna des Westerwaldes und des Mittelrheingebietes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - eine Auswahl:

Großtrappe (Otis tarda)

Nistet nicht bei uns,- kommt aber im Winter in starken Flügen an. ... Immer erst nach Neujahr, meist im Februar, zeigt er sich, in gelinden Wintern wenig, in harten desto mehr in der Rheinebene, und dann meist in der Gegend des sogenannten See's bei Heddesdorf und Heimbach. Er wird aber wegen seiner grossen Scheue selten erlegt.

Habicht (Accipitergentilis)

Der Herzogliche Falconier Beyn zu Hachenburg nahm alljährlich solche Vögel (Habichte, Astur palumbarius) aus, zog sie auf und richtete sie ab. Man baizte alsdann Rebhüner mit ihnen.

Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Mehrere Exemplare wurden bei uns erlegt. Ein junger Vogel bei Schöneburg am Wiedbach; ein schöner alter Vogel zu Seeburg im Januar 1822, wo er vom Förster Buchsieb bei einem todten Pferde aus der Luderhütte geschossen wurde.

Schlangenadler (Circaetus gallicus)

...nistet alljährlich bei uns. Im vergangenen Sommer schoss mir ein Jäger den alten Vogel mit der Büchse von einer hohen Eiche herab, die Jungen erhielt ich nicht; sie kommen im April zurück und nisten dann in einem waldigen Gebirge, dem sogenannten Rockenfelder und Rheinbrohler-Walde.

Hartnäckige Verfolgung durch Sammler und tiefgreifende Veränderungen in der land- und forstwirtschatlichen Nutzung führten um 1880 zum Aussterben der Art im Westerwald.

Weißstorch (Ciconia ciconia)

Nistet gewöhnlich nicht bei uns,- doch hatte man früher einige nistende Paare in der Gegend.

Rothalstaucher (Podiceps griseigena)

Nach Prinz Max war die Art Brutvogel an den Teichen bei Seeburg. Heute brütet die Art in Mitteleuropa nur noch östlich der Elbe regelmäßig.

Auerhuhn (Tetrao urogallus)

Seit einigen Jahren haben sie sich aber in dem Hirschbacher Walde eingefunden und einen Stand gebildet, so dass wir jetzt im Seeburger Forst auch welche haben.

Haselhuhn (Bonasa bonasia)

Im Amte Wied-Selters waren die Haselhühner früher sehr zahlreich.

Kiebitz (Vanellus vanellus)

Nistet alljährlich in der Gegend der Teiche von Seeburg (Wied-Selters) in Menge.

Bekassine (Gallinago gallinago)

Bei den Seeburger Teichen in manchen Jahren so häufig, daß man 50 und mehr Exemplare hintereinander schießen konnte.

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Bei Seeburg geschossen, nistet zuweilen im Seeburger Forste.
Bis zur Wiederbesiedlung ab 1985 waren die durch Prinz Max überlieferten Angaben der einzige Beleg für das ehemalige Brüten der Art in Rheinland-Pfalz.

Große Rohrdommel (Botaurus stellaris)

Bei Seeburg nicht selten an den Teichen erlegt, brütet auch dort im Rohr
Der dumpfe und wie ein Nebelhorn durchdringende Gesang der Art ist über mehrere Kilometer hörbar; er brachte dem Vogel im Volksmund den Namen "Moorochse" ein.

Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)

Sehr häufig bei Seeburg auf den trockenen, mit Steinbrocken gemischten Triften.

Wildkatze (Felis silvestris)

Die wilde Katze war in allen unseren nassauischen Jagden nicht gar selten, auch bei Seeburg, Maxsain und Dreifelden, wo wir alljährlich einige erlegten.

Wolf (Canis lupus)

Ein Wolf wurde auf der Wiedischen Jagd im Grenzauer Mehrsberg erlegt und noch vor ein paar Jahren ein solcher bei Herschbach. Dieser steht ausgestopft in meiner Sammlung. Er wog über 100 Pfund.

Wiedehopf (Upupa epops)

Kommt wohl überall einzeln vor, besonders in lichten Waldungen alter Eichen, wo Viehtrifft ist.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis Weiter zu: Orchideen tragen den Namen Maximilians