Prinz Max zu Wied

Leben und Werk

Begleitschrift zur Ausstellung im Landschaftsmuseum Hachenburg 1994

Amateur und Akademiker

Maximilian Prinz zu Wied war Autodidakt, der seine Kenntnisse aus fleißiger Lektüre sowie aus gewissenhaften Naturbeobachtungen, vor allem bei der Jagd, schöpfte. Er suchte aber schon während seiner Militärzeit den Kontakt zur gelehrten Welt, die allein ihn wissenschaftlich bestätigen oder korrigieren konnte.

Eine Schlüsselrolle dürfte hierbei dem Schweizer Zoologen Heinrich Rudolf Schinz (1777-1861) zukommen, den Wied bei seiner Reise durch die Schweiz kennen- und schätzengelernt hatte. Über 400 Briefe des Prinzen an ihn werden in der Zentralbibliothek in Zürich aufbewahrt. Des öfteren ist darin von Kontakten mit anderen Wissenschaftlern die Rede. Schinz machte 1834 einen Besuch in Neuwied.

Um seine Kenntnisse im Hinblick auf die seit langem geplanten Forschungsreisen nach Übersee systematisch abzurunden, immatrikulierte sich Wied am 16. April 1811 unter der Matr.Nr. 22988 an der Georgia-Augusta-Universität zu Göttingen, wo er bis Ostern 1812 studierte. Dabei verfolgte er jedoch nicht die Absicht, einen akademischen Abschluß zu erwerben.

Wied nennt selber in einem Brief als wichtigen akademischen Lehrer Prof. Johann Friedrich Blumenbach (1774-1840), einer der Begründer der modernen Naturgeschichte und Anthropologie. Wied schreibt am 8.12.1811 an Schinz: in Hinsicht auf eine größere Reise arbeite ich hier noch immer fort bis Ostern, dann gedenke ich nach Hause zu reisen; Blumenbach thut für mich was er kann, und sein Collegium der vergleichenden Anatomie ist diesen Winter besonders interessant.

Eine weitere wichtige Etappe im akademischen Werdegang Maximilians war der Aufenthalt in Paris Ende März 1814, obwohl er im Zuge der Befreiungskriege als Soldat dorthin verschlagen wurde. Er nutzte seinen Aufenthalt zu umfangreichen Kontakten mit der gelehrten Welt. So erwähnte er unter anderem Begegnungen mit Georges Baron de Cuvier (1769-1832), dem Begründer der Paläontologie und Vergleichenden Anatomie, und mit dem berühmten Zoologen Étienne Geoffroy Saint-Hilaire (1772-1844).

Zudem traf er in Paris erstmals mit dem großen deutschen Naturforscher siehe: Alexander von Humboldt (1769-1859) zusammen, der nach seiner Rückkehr aus Südamerika zumeist in Paris weilte, sowie mit Humboldts Reisebegleiter, dem französischen Botaniker Aimé Bonpland (1773-1858).

In einem Brief Wieds vom 28. Mai 1814 heißt es unter anderem: in Paris ... fand ich die großen Schätze für meine Unterhaltung, besonders die Herren Cuvier und Geoffroy empfingen mich äußerst zuvorkommend. ... Humboldt und Bonpland gehören jetzt unter die Zahl meiner Bekannten, letzterer hatte viele Güte für mich, er denkt bald nach Amerika zurückzugehen.

In den Vereinigten Staaten wurde der Aufenthalt in siehe: New Harmony wichtig, da sich diese Siedlung teilweise im Besitz von siehe: William Maclure (1763-1840) befand, dem Präsidenten der Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Während Maclure damals meist des Klimas wegen in Mexiko lebte, traf der Prinz hier mit den Gelehrten siehe: Thomas Say (1787-1834), dem "Vater der amerikanischen Entomologie", Lind Lesueur zusammen, die ihm bei der systematischen Einübung in die Kenntnis der amerikanischen Tier und Pflanzenwelt zur Seite standen.

Die Akademie der Naturwissenschaften in Philadelphia ernannte Wied 1834 zum Mitglied. Die erste Ehrung dieser Art wird 1820 die Ernennung zum Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in München, der 1853 die Aufnahme in die Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin folgte.

Schließlich verlieh die Universität Jena dem Prinzen 1858 die Würde eines Dr. phil. h. c. Laut Urkunde gilt die Ehrendoktorwürde

"...Maximiliano serenissimo principi Neovedano ingeniosissimo naturae scrutatori non sedentario sed strenuo per novos terrarum orbes peregrinitori Humboldtii aemuto doctoris philosophiae honores..." (=...dem durchlauchtigsten Prinz Maximilian von Neuwied, dem überaus scharfsinnigen Naturforscher, der nicht nur in einem Ort verweilte, sondern entschlossen Humboldt nacheifernd durch die Gefilde der Neuen Weit reiste, die Ehren des Doktors der Philosophie...)

Bei der Auswertung seiner Sammlung brasilianischer Tiere zog Maximilian auch Spezialisten hinzu. Lorenz Oken (1779-1851) bearbeitete die Schädel zweier Faultierarten. Blasius Merrem (1761-1824) übernahm die anatomische Beschreibung unter anderem von Kaiman und Tejú-Echse.

Namhafte Zoologen kamen zu Besuch nach Neuwied. Schon im August 1817 weilte der junge Geograph und spätere Forschungsreisende Heinrich Kuhl auf Schloß Monrepos. Ein Jahr später war Conrad J. Temminck (1778-1858) zu Gast.

Unmittelbar nach der Nordamerika-Reise waren Schinz und Johann Christian Mikan (1769-1844) wohl die ersten prominenten Besucher (1834). Der berühmte Ornithologe John Gould (1804-1881) kam 1846 nach Neuwied und ging mit Maximilian auf die Jagd. Sein bedeutender Kollege Lucien Bonaparte (1803-1857) kam 1850 an den Rhein.

Auf dem Korrespondenzwege stand Wied praktisch mit allen namhaften Gelehrten seines Interessengebietes in Verbindung.

Hatte Maximilian nach der Brasilienreise vielfach Rat bei Göttinger Gelehrten gesucht, außer Blumenbach beim Botaniker Heinrich Adolph Schrader (1767-1836) und dem Mineralogen Johann Friedrich Haussmann ( 1782-1859), so knüpfte er nun engere Beziehungen zur Bonner Universität, wo der Zoologe Hermann Troschel (1810-1882) wichtiger Ansprechpartner war. Unter den Briefpartnern verdienen noch die Ornithologen Carlo Lucien Bonaparte (1803-1857), Johann Jakob von Tschudi (1818-1889) und Coenrad J. Temminck (1778-1858) Hervorhebung. Alexander von Humboldt widmete ihm nach der Nordamerika-Reise ein signiertes Portrait. Andere, meist Zoologen, schenkten ihm eigene Veröffentlichungen (u.a. H. Fournel, A. Roemer, H. A. Hagen, 1. Lea, H. Loew, E. Seidensacher, J. C. Hellwig, W. C. Peters, R. Wagner).

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